Mainfranken / Nürnberg: Prozess um Pflegebetrug im großen Stil startet
Ihnen wird Pflegebetrug in Millionenhöhe im Raum Würzburg und Kitzingen vorgeworfen. Deswegen müssen sich ab Dienstag ein Ehepaar und deren Sohn vor dem Nürnberger Landgericht verantworten. Für die Verhandlung sind insgesamt 26 Prozesstage bis Mitte September angesetzt. Im Anschluss wartet auf sie ein neues Verfahren - wegen Körperverletzung.
Vernachlässigungen und Pflegebetrug
Jahrelang sollen die drei Betreiber des ambulanten Pflegedienstes aus Kitzingen Menschen vernachlässigt, schlecht behandelt und Leistungen vorgetäuscht haben. Zwischen 2018 und 2022 sollen die 56, 47 und 27 Jahre alten Angeklagten knapp 3,5 Millionen Euro bei Kranken- und Pflegekassen unrechtmäßig abgerechnet zu haben – um sich so ein luxuriöses Leben zu finanzieren.
Keine ausreichende Qualifikation
Laut Anklage sollen weder das Trio noch deren Angestellten ausreichend ausgebildet und qualifiziert gewesen sein. Weil die Fachkraft für die Qualitätssicherung gefehlt habe, sei es möglich gewesen, Leistungen vorzutäuschen und die Qualität auf ein Minimum zu reduzieren. Die entsprechenden Leistungen wurden trotzdem voll abgerechnet.
Hinweis löste Razzia aus
Der Fall wurde Ende September 2022 bekannt. Durch einen anonymen Hinweis über die Homepage der Bayerischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen (ZKG) wurden in Würzburg und Kitzingen mehrere Gebäude durchsucht und die drei Angeklagten festgenommen
Die Razzia wurde federführend von der Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg und der ZKG geleitet.
Weiterer Pflegebetrug verjährt
Der Sohn soll zumindest ab Januar 2018 an den Taten beteiligt gewesen sein. Vor 2018 soll das Ehepaar weitere 1,2 Millionen Euro unrechtmäßig abgerechnet haben. In diesen Fällen wurde das Verfahren aber unter anderem wegen Verjährung eingestellt.