Ich habe den Ausbildungsplatz – und was kommt jetzt?
Es ist geschafft – nach Praktika und Vorstellungsgespräch hat man das begehrte Dokument unterschrieben: den Ausbildungsvertrag zwischen Betrieb und Azubi.
Ist man noch minderjährig, muss man sich vorher noch der so genannten „Erstuntersuchung“ unterziehen. Als Erstuntersuchung bezeichnet man die ärztliche Untersuchung minderjähriger Berufseinsteiger. Sie ist nach dem Jugendarbeitsschutzgesetz für alle unter 18-Jährigen, die eine duale Ausbildung (in Betrieb und Berufsschule) beginnen wollen, verpflichtend. Die Erstuntersuchung ist für Minderjährige kostenlos, man kann sie vom eigenen Hausarzt vornehmen lassen. Er prüft, ob man für eine Berufsausbildung grundsätzlich gesundheitlich geeignet ist.
Eine Berufsausbildung nennt man auch nach wie vor vielerorts noch „Lehre“ – man wird gelehrt, wie ein Beruf „funktioniert“, was man beachten muss und wie man sich verhalten sollte. Und es gibt noch den schönen alten Spruch: „Lehrjahre sind keine Herrenjahre!“. Was bedeutet, dass man sich während der meist dreijährigen Ausbildungszeit auch an gewisse Spielregeln zu halten hat – das gilt für den Azubi ebenso wie an den Betrieb. Dafür gibt es auch die so genannte „Probezeit“.
In dieser Anfangsphase eines Arbeitsverhältnisses gelten besondere arbeitsrechtliche Regelungen. Das Berufsbildungsgesetz (BBiG) schreibt für duale Ausbildungen eine Probezeit verpflichtend vor. Ihre Dauer muss im Ausbildungsvertrag vermerkt werden, in der Regel meist zwischen drei und sechs Monaten. Betrieb und Azubi können aber jederzeit die Ausbildung kündigen. Es gibt keine Kündigungsfrist, die Kündigung tritt also mit sofortiger Wirkung in Kraft. Ein Kündigungsrund muss nicht genannt werden. Die Kündigung muss schriftlich vorliegen.
Zu den Basic Skills eines Azubis gehören Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit einfach mit dazu. Der Arbeitgeber muss sich auf einen verlassen können, auch wenn der die-/derjenige noch nicht fest im Arbeitsleben angekommen zu sein scheint – viele Ausbildungsverhältnisse werden gekündigt, weil die/der Azubi diese Basic Skills nicht beherrscht. Pünktlichkeit bedeutet eben nicht, bei einem vorgeschriebenen Arbeitsbeginn um 7.30 Uhr erst um 8 Uhr anzutanzen, weil man das vielleicht in der Schule auch so gemacht hat. Kein Arbeitgeber schaut sich das sehr lange an.
Viele Berufe sind Teamplayer-Berufe. Entsprechend sollte man sich auch hier verhalten. Merkt man, dass es vielleicht doch nicht so passt, sollte man sich gründlich überlegen, ob ein Abbruch der Ausbildung nicht besser wäre – heutzutage gang und gäbe. Schließlich sollte der gewählte Ausbildungsberuf beiden Seiten Spaß machen, dem Betrieb wie natürlich auch dem Auszubildenden.
Während der dualen Ausbildung besucht man dann auch eine Berufsschule. In handwerklichen Berufen gibt es sehr oft den so genannten „Blockunterricht“, d. h. man geht für vier bis sechs Wochen am Stück während eines Ausbildungsjahres in die zuständige Berufsschule. In kaufmännischen Ausbildungsberufen hat man zwischen ein und zwei Tagen wöchentlich Unterricht in der Berufsschule, meistens sogar relativ nahe am Ausbildungsort.
Hat man dann nach drei (oder dreieinhalb) Jahren seine Berufsausbildung abgeschlossen, bieten sich diverse Weiterbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten.
Azubis, die ihre Ausbildung mit einem Qualifizierenden Abschluss der Mittelschule (Quali) gestartet und den Abschluss der Berufsausbildung mit einer Durchschnittsnote von 3,0 (in Bayern 2,5) und den Nachweis über mindestens ausreichende (= Note 4) Englischkenntnisse, die dem Leistungsstand eines fünfjährigen Unterrichts entsprechen, erbracht haben, erhalten damit den „Quabi“, der der Mittleren Reife entspricht.
Über weitere Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten informiert die IHK Würzburg-Schweinfurt oder die Handwerkskammer für Unterfranken. So kann man die Ausbildereignungsprüfung oder diverse Fachwirtsprüfungen ablegen, die einem später sehr gut Aufstiegsmöglichkeiten in diversen Unternehmen ermöglichen.
Ihr seht: der Weg in, durch und nach einer Ausbildung ist oft lange, auch mal schwierig. Aber es geht im Endeffekt nichts über eine qualifizierte Ausbildung, denn nur mit einer solchen verdient man dann auch richtig gutes Geld!